Angesichts der Bedrohung durch gewaltbereite Islamisten ist es wichtiger denn je, die Partnerschaft mit den zahlreichen friedfertigen, koexistenzwilligen und gut integrierten Muslimen zu stärken. Auch in der Schweiz. Der Einfluss fundamentalistischer Strömungen insbesondere aus Saudiarabien und der Türkei, durch finanzielle Abhängigkeiten und durch die Ausbildung der Imame, könnte vermindert werden. Eine solide Grundlage dafür wäre eine staatliche Anerkennung muslimischer Gemeinschaften, aber angesichts der politischen Widerstände scheint dies bestenfalls ein Zukunftsprojekt zu sein.

Professor Reinhard Schulze, Direktor des Instituts für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie an der Universität Bern, schlägt nun einen anderen Weg vor.

Auszug aus einem Artikel in der “Schweiz am Sonntag” vom 1. Januar 2017:

“(…) Um zu verhindern, dass wegen Geldknappheit private Finanziers und Spender aus dem Ausland einspringen, deren Finanzgebaren nur selten wirklich transparent ist, könnte im Rahmen eines Anerkennungsverfahrens eine Art Leistungsvereinbarung zwischen dem Staat und der Interessensgemeinschaft muslimischer Gemeinden geschlossen werden. Mittels eines Sockelbetrags, der vielleicht zukünftig allen öffentlich-rechtlich anerkannten Landeskirchen zur Verfügung stehen wird, könnten diese muslimischen Gemeinschaften in die Lage versetzt werden, unabhängig von bisweilen dubiosen Sponsoren ihrem Grundauftrag als Religionsgemeinschaft in einer säkularen Ordnung nachzukommen.

Dies setzt also nicht die Anerkennung des Islam an sich voraus, schon gar nicht kann der Islam als Landeskirche anerkannt werden. Vielmehr wäre die Bildung einer Vertragsgemeinschaft zwischen einer konkreten muslimischen Interessensgemeinschaft und dem Staat anzustreben.

Durch den Abschluss einer solchen vertraglichen Regelung erhielten die islamischen Gemeinden in den Kantonen nicht nur Rechtssicherheit, sondern würden auch besser in den vielfältigen Aufgabenbereich gesellschaftlichen Lebens integriert. Zudem würde dies die Zustimmung der muslimischen Gemeinden zu einer funktionsfähigen säkularen Ordnung stärken helfen. Umgekehrt würden all jene islamischen Gruppen und Sekten an Deutungs- und Interventionsmacht verlieren, die für eine Trennung islamischer Gemeinschaften von der Gesellschaft plädieren und sich hierfür radikal-orthodoxer oder ultrareligiöser Auslegungen des Islam bedienen. Genau dies wiederum zeigt, dass auch zwischen den etablierten islamischen Gemeinden und der Gesellschaft eine Interessensgemeinschaft besteht, die durch einen Anerkennungsprozess nur gewinnen kann.”

Link zum vollständigen Artikel hier:

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