“Rickli-Reflex”: Unter diesem Titel steht eine von Alex Baur verfasste Spalte in der “Weltwoche” vom 7. Juli 2016.

Auszug:

“Noch bevor ein Verbrechen geklärt ist, fordert die SVP Massnahmen. Das ist ein Fehler.

Das Drehbuch ist so klischeehaft, dass es nicht einmal für einen ‘Tatort’ von SRF gereicht hätte: Der flüchtige 23-jährige Hafturlauber Tobias Kuster wird in Zürich eines Tötungsdeliktes verdächtigt, die Volkspartei schreit reflexartig Zeter und Mordio. SVP-Kantonsrat Jürg Trachsel moniert in einer Fraktionserklärung, dass ‘Schwerkriminelle’ überhaupt Urlaub erhalten, und fordert ‘ein Ende der katastrophalen Verhätschelungspolitik’. Nationalrätin Natalie Rickli gibt sich auf Facebook ‘schockiert’, verlangt ein Schuldbekenntnis von Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP). und Massnahmen! Sofort! Dass das nie mehr passieren kann!!!

(…) Aufgrund einer derart dürftigen Faktenlage einen Skandal heraufzubeschwören, ist verantwortungslos. Natürlich besteht bei der Gewährung von Hafturlauben immer ein Risiko. Das liegt im Wesen von Straftätern, die nun mal keine Klosterschüler sind. Doch die unvorbereitete Entlassung nach Verbüssung der Strafe, das zeigt die Erfahrung, birgt ein ungleich höheres Rückfallrisiko in sich. Die einzige Alternative wäre die Verwahrung des jungen Delinquenten. Sie wurde vom Gericht aber nicht angeordnet. und solange nicht das Gegenteil belegt ist, sollten wir den Richtern zubilligen, dass sie Gründe hatten, den Zwanzigjährigen noch nicht definitiv abzuschreiben. Gerade im Kanton Zürich sind die Zeiten, da man brandgefährliche Psychopathen grobfahrlässig freiliess, längst passé.

Das reflexartige – sprich unreflektierte – Poltern der SVP ist auch dumm. Es ist wie bei der Legende von Peter und dem Wolf: Wer leichtsinnig einen falschen Alarm auslöst, den nimmt man nicht mehr ernst, wenn tatsächlich einmal ein Notstand herrscht.”

Obwohl die “Weltwoche” von diesem Artikel nur den Anfang kostenlos anbietet, verlinken wir diesen hier, um die Authentizität dieses bemerkenswerten Kommentars zu belegen.

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