Cornelia Niggli, Masterstudentin in Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Religionswissenschaft an der Universität Luzern, ist Mit-Autorin der Studie „Verhüllung – Die Burka-Debatte in der Schweiz“, die Unser Recht unter dem Titel “Vollverschleierte Frauen in der Schweiz: Fakten und Motive” vorstellte. Nun zeigt sie die Entwicklung von der Minarettinitiative zur Burkainitiative auf und weist auf Grundsatzfragen hin, die uns über den 7. März 2021 hinaus beschäftigen werden:

“(…) Grundsätzlich geht es in der politischen Debatte aber um zwei Fragen, welche weder von der Initiative beantwortet werden können, noch in der Debatte explizit diskutiert werden. Erstens, wie gehen wir mit der in der Bevölkerung real existierenden Angst vor dem politischen Islam um? Ein Verhüllungsverbot verbietet zwar ein Stück Stoff, aber keine Ideologie. Gleichzeitig ist die immer wieder behauptete Verbindung zwischen dieser Ideologie und Nikabträgerinnen wissenschaftlich nicht erwiesen. Studien aus anderen westeuropäischen Ländern zeigen, dass die Frauen mehrheitlich nur lose mit salafistischen Strömungen des Islams verbandelt sind.

Zweitens geht es in dieser Debatte um nichts weniger als die Identität der Schweiz. Wer sind „wir“ und was sind „unsere Werte“? Sind wir eine Gesellschaft, die Multikulturalismus nicht nur über die vier Sprachregionen hinweg lebt, sondern auch zwischen den Religionen? Sind wir eine Gesellschaft, die in ihrem Verständnis von Freiheit auch akzeptiert, dass Menschen sich bewusst gegen die gängigen Interpretationen von Freiheit entscheiden? Das Kleidungsstück, das angeblich im Zentrum der Debatte steht, ist nebensächlich. Es sind die Grenzen unseres Freiheitsverständnisses, die verhandelt werden sollten und wie wir als Gesellschaft mit unterschiedlichen Lebensentwürfen umgehen wollen.”

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